Immobilien, Inflation und Leitzinsen

Familie Käser möchte sich den Traum eines Eigenheims erfüllen und ein Grundstück kaufen. Die Familie weiss aber, dass dies gerade in letzter Zeit mit sehr hohen Kosten verbunden ist. In der Schweizer Immobilienbranche hat in den letzten zwei Jahren ein starker Preisboom stattgefunden, welcher auch in diesem Jahr weiter anhält. Zinserhöhungen, Inflation und Preiserhöhungen von Baumaterial mildern zumindest in diesem Jahr ein wenig die hohe Nachfrage nach Wohn- bzw. Ferieneigentum. Folgender Beitrag widmet sich der aktuellen Immobiliensituation in der Schweiz und zeigt auf, wie bspw. die Inflation und Leitzinsänderungen einen Einfluss darauf haben und was dies für Familie Käser bedeutet.

Immobilienboom

Seit der Jahrtausendwende bis heute sind Preise für Wohneigentum in der Schweiz um beinahe 90 Prozent gestiegen und haben sich somit fast verdoppelt. Mit der grossen Nachfrage und der damit einhergehenden Preiserhöhung rückt der Wunsch vom Eigenheim für einen Grossteil der Bevölkerung in weite Ferne. Mittlerweile braucht man zusätzlich zum Eigenkapital grob ein Jahreseinkommen von ca. CHF 120‘000.00, um Hypothekar-Voraussetzungen von Banken zu erfüllen und sich ein Wohneigentum von CHF 1 Million leisten zu können.

Betreffend Feriendomizilen ist die Nachfrage zwar 2020, also am Anfang der Pandemie, eingebrochen, 2021 aber stiegen die Preise in der Zehnjahresperiode am stärksten. Grund dafür waren unter anderem Reisebeschränkungen und die Home Office-Pflicht.
Für Familie Käser gilt es zu eruieren, ob sie die Hypothekar-Voraussetzungen von Banken erfüllen, d.h. durchschnittlich ist die Familie, neben mindestens 20% Eigenkapital (davon nicht mehr als 10% aus der 2. Säule), auf ein Jahreseinkommen von CHF 120‘000.00 angewiesen. Bezüglich Standorts gilt es bspw. Vorschriften zum Schutz der Umwelt zu beachten, weswegen u. a. eine Umweltverträglichkeitsprüfung durchgeführt wird.

Einfluss der Inflation

Die aktuelle Bauteuerung kann sich besonders stark auf Neubauten auswirken. Gemäss Baupreisindex des Bundesamts für Statistik lag die Bauteuerung zwischen Oktober 2020 und Oktober 2021 bei 4,6 Prozent, wobei die Inflationsrate der Schweizer Volkswirtschaft „nur“ 1,6 Prozent betrug. Der Trend der Teuerungen von Rohstoffen und Baumaterialen setzt sich auch im Jahr 2022 fort, weshalb auch hierbei die Teuerungsrate über der allgemeinen Inflationsrate liegen dürfte. Indirekt wird auch der Preis von bestehenden Immobilien beeinflusst, da diese als Substitutionsprodukte angesehen werden. Neben der Bauteuerung erhöhen zusätzlich die steigenden Energiekosten die Finanzierung eines Wohneigentums.

Gerade wegen stark steigender Energiekosten sowie der anhaltenden Teuerung von Baumaterial empfiehlt sich momentan ein Neubau eher weniger für Familie Käser. Ausserdem sollte die Familie die Inflation im Auge behalten, da diese tendenziell, wenn auch in der Schweiz nur gering, steigt, was bei Löhnen nicht zwingend der Fall ist.

Einfluss von Leitzinserhöhungen

Die Schweizerische Nationalbank hat im Juni 2022 den Leitzins um 0,5 Prozent erhöht, wobei der aktuelle Wert weiterhin im Minusbereich bei -0,25 Prozent liegt. Der exakte Einfluss der jüngsten Leitzinserhöhung auf Wohneigentümer ist schwer vorherzusagen.

Experten erwarten keinen sofortigen Einfluss auf den Hypothekarmarkt, unter anderem, weil auf dem Schweizer Immobilienmarkt ohnehin eine Boden- und Immobilienknappheit herrscht. Ausserdem haben Mieterinnen und Mieter nicht mit einem direkten Effekt der Leitzinserhöhung zu rechnen, da sich Mietzinsen am hypothekarischen Referenzzinssatz für Mietverhältnisse orientieren.

Zumindest ist für Familie Käser, was die Leitzinserhöhungen betrifft, kein direkter Nachteil zu erwarten.

Zusammenfassend:

  • Ca. CHF 120‘000 Jahreseinkommen und 20% Eigenkapital für Eigenheim im Wert von CHF 1’000’000

  • Hoher Aufwand bzgl. Einhaltung Vorschriften wie Durchführung UVP
  • Bauteuerung höher als Inflation in der Schweiz
  • Kein direkter Einfluss von Leitzinserhöhungen auf Immobilienmarkt zu erwarten
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By Published On: 12. September 2022Categories: FINANCE & CONTROLLING, LEGAL & NOTARY